Vom Leben und Sterben – 12 neue ehrenamtliche Hospizbegleiter 2018/2019
Sterbebegleitung im Ebersberger Landkreis
Acht Monate dauerte die Ausbildung der 12 neuen Hospizbegleiter für den Ebersberger Christophorus Hospizverein. Acht Monate, in denen die Hospizidee „Du stirbst zuletzt, zuerst lebst Du“ von all ihren Seiten und Facetten beleuchtet wurde.
Denn Sterben ist Teil des Lebens, doch immer noch ist das Sterben oft ein Tabuthema.
„Da sein“ bis zum Ende ist die Grundmotivation für die ehrenamtlichen Hospizbegleiter. Begleitend und unterstützend sind sie da für schwerstkranke Menschen in jedem Alter, in ihren letzten Stunden, sowie auch für die Angehörigen, in dieser letzten schweren Phase.
Die Ausbildung begann am 17./ 18. November 2018 mit einem Wochenende zum Kennenlernen und Reflektieren des eigenen Lebens in der Gruppe zu, was eine ganz besondere Erfahrung war. Jeder Einzelne wurde gehört, wie sein Umgang mit Krankheit und Tod geprägt ist. Jeder Einzelne durfte durch Erzählungen seine Ressourcen und Kraftquellen beschreiben und so Manchem wurden sie erst durch diese intensiven Gespräche bewusst. Eine Sterbemeditation, am zweiten Tag des ersten Seminarwochenendes, vom eigenen Sterben, war eine große Herausforderung für alle und forderte Mut und Bereitwilligkeit, sich den eigenen Ängsten zum Sterben zu stellen.
Voraussetzung zur Teilnahme an dieser Ausbildung war ein Grundseminar, das für jedermann offen ist, der sich diesem Thema widmen möchte, sei es für die eigene Auseinandersetzung mit dem Sterben oder der inneren Bereitschaft, andere auf ihrem letzten Weg zu begleiten.
Alle Teilnehmer hatten bereits in ihrem engen Umfeld, sei es in der Familie, im Freundeskreis oder in beruflichen Bereichen, Erfahrungen mit Sterbenden gemacht oder sich selbst bereits sehr mit diesem Thema auseinandergesetzt. Und doch wurde in dieser sehr intensiven Ausbildungszeit deutlich, dass jeder Einzelne anders damit umgeht und verschiedene Erkenntnisse gewonnen hat. Und jeder Einzelne konnte durch verschiedene Rollenspiele eigene Blockaden entdecken und lösen.
Unter der wunderbaren Leitung von Birgit Deppe-Opitz und Carola Laukat wurden wir an die Themen Hospizbegleitung im Alltag, Umgang und Kommunikation mit Sterbenden und Umgang mit den Familienmitgliedern sehr einfühlsam, aber auch realistisch herangeführt.
Es wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass der Sterbende absolut im Mittelpunkt dieser Aufgabe steht und man eigene Erfahrungen und Bedürfnisse nicht in diese Begleitung vermischen darf.
Schwerpunkte für eine gute Hospizbegleitung sind so z.B.: sich selbst zurück nehmen, mit dem Sterbenden Schweigen und Stille aushalten, verstehen oder einfach zuhören, wenn Sterbende Themen aufarbeiten und aussprechen möchten, die sie in ihren letzten Stunden noch schwer belasten – ohne diese zu bewerten oder Ratschläge zu geben.
Diese Ausbildung ging sehr tief und war eine große Bereicherung für alle.
In einem Begleitpraktikum, das zur Ausbildung gehörte, über zehn Besuche, einmal wöchentlich, bei alten oder schwerstkranken Menschen in Alten-oder Pflegeheimen im Landkreis, konnten erste Erfahrungen gemacht werden, im Umgang mit fremden Menschen, ihren Geschichten und Schicksalen. Diese Erfahrungen wurden dann gemeinsam in der Gruppe reflektiert.
An einem Pflegetag wurden wir in die Grundlagen der Pflege eingeführt.
An den 15 Seminarabenden wurden verschiedene Themen behandelt, wie z.B. die Patientenverfügung und die Vorsorgevollmacht, Möglichkeiten der SAPV, Umgang mit Trauer, Umgang mit Demenz, die eigene Abgrenzung.
Nach diesen acht Monaten Ausbildungszeit und einem darauffolgenden Einzelgespräch, das Birgit Deppe-Opitz und Carola Laukat führten, wurde versucht, für jeden den geeigneten Einsatzort zu finden. Dies kann im ambulanten Dienst zuhause, in Alten- und Pflegeheimen im Landkreis oder auf der Palliativstation des Krankenhauses Ebersberg sein.
Mit einem Abschlusswochenende am 20/21. Juni 2019 wurde nochmals Rückschau auf die vergangenen Monate gehalten und jeder spürte, wie sehr uns doch diese gemeinsame Zeit tief berührt und zusammengeschweißt hat. Es bedeutet allerdings nicht das Ende. In Supervisionen und Weiterbildungen werden wir uns wieder neu begegnen, mit neuen Geschichten und neuen Erfahrungen.
Doch egal wohin der weitere Weg der Hospizbegleiter führen wird, jeder Einzelne konnte so vieles für das eigene Leben mitnehmen.
Und wird es bei unserer künftigen Hospizbegleiter – Tätigkeit auch oft traurige und schwierige Momente geben, so bekommen wir doch auch sehr viel zurück, denn wir Lebenden können sehr viel von den Sterbenden, die uns nur vorausgehen, lernen.
Das Leben und Sterben ist auch ein Geben und Nehmen.
Text: Christina Schweiger (Teilenehmerin am diesjährigen Aufbauseminar)