Vom 15.2.24 bis zum 11.7.24 begaben sich zwölf Frauen und ein Mann auf eine abenteuerliche und interessante „Reise“ mitten in Ebersberg – genau genommen im Büro des Hospizvereins Ebersberg in der Ignaz-Perner Str. 9. Ihr Ziel war es, sich für die ehrenamtliche Arbeit als Hospizbegleitende zu qualifizieren.

Sie hatten alle schon ein sogenanntes Grundseminar bei uns absolviert, die Voraussetzung für diesen Aufbaukurs.

Das Bild der abenteuerlichen Reise scheint mir angemessen, denn das Thema Tod und Sterben ist schon ein bisschen abenteuerlich. Wer kann sagen, was ihn oder sie dabei erwartet und wohin das alles führt. Es war wirklich wie ein Weg in ein fremdes und unbekanntes Land.

Wir sind mutig gestartet, indem die Teilnehmenden sich ihre Lebensgeschichten erzählt haben (Biographiearbeit oder heilendes Erzählen). Dabei haben sie sich in all ihrer Unterschiedlichkeit kennen gelernt, Schätze an Erfahrungen gehoben und sich darüber ausgetauscht, wie sie mit kritischen Lebensereignissen fertig geworden sind. Das war gleichzeitig der erste Baustein für die spätere Tätigkeit als Hospizbegleitende: Gut zuhören, offen sein für die Lebensgeschichten anderer Menschen mit Achtung vor jedem Leben.

Wir haben uns dann über fünf Monate mit Tod und Sterben auseinandergesetzt. Mit dem, was beim Sterben eines Menschen passiert, mit dem, wo man Unterstützung bekommt und auch mit dem, was das Thema Sterben bei einem selbst auslösen kann. Das war eine Konfrontation mit eigenen Ängsten, Wünschen und Hoffnungen. Dabei sind wir auf etwas gestoßen, nach dem Menschen sich sehnen und das wohl tatsächlich gefunden werden kann, wenn man sich diesem tabuisierten Thema stellt: eine tiefe Verbundenheit, Mitgefühl und Solidarität.

Nach der Biographiearbeit schlossen wir mit einem Kommunikationstraining, einer Sterbemediation, vielen Informationsabenden zum Thema Ernährung am Lebensende, Schmerzen und Medikamentengabe beim Sterben, Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht, demenzielle Erkrankungen etc. an. Wir lernten die Arbeit des SAPV-Teams kennen, andere Hospizbegleiterinnen, die in Seniorenheimen, auf der Palliativstation des Krankenhauses Ebersberg, auf der Hospizinsel in Glonn oder aber im Trauertreff Ebersberg für uns arbeiten.

Und dann begaben sich die Teilnehmenden auf eine weitere Reise: alle mussten ein Gesprächspraktikum in einem Seniorenheim absolvieren, um zu lernen, wie man mit Menschen in Kontakt kommt. Dabei beschäftigten sie Fragen wie: Wie kann Kommunikation mit Menschen gehen, die nicht mehr reden können oder dementiell erkrankt sind? Was passiert bei mir, wenn ich spüre, das Leben eines Menschen geht dem Ende zu?

Das waren eindrückliche Erfahrungen, die intensiv unter Supervision (Reflexion des Tuns) bearbeitet wurden. Die Teilnehmenden haben gespürt, dass sie immer auf dem Hintergrund eigener Lebenserfahrungen dem anderen Menschen begegnen. Um wirklich offen für diesen anderen zu sein, müssen wir uns selbst gut kennen.

Als Motivation für diese ehrenamtliche Tätigkeit nannten die Teilnehmenden oft, dass sie als zukünftige Hospizbegleitende etwas zurückgeben möchten, Da-sein wollen für Menschen am Ende ihres Lebens.

Aus den Rückmeldungen der Teilnehmenden einige Eindrücke:

  • „Der Ausbildungskurs hat mich persönlich neben den theoretischen Inhalten vor allem auch durch die persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Sterben auf die Tätigkeit als Hospizbegleiterin vorbereitet.“
  • „Der Kurs ist genauso ein Kurs über das Leben wie über das Sterben…. In der Sterbemeditation selbst zu ‚erleben‘, wie sich eine finale Diagnose anfühlen könnte…sehr hilfreich und spannend im Austausch in der Gruppe…“
  • „… die intensive Beschäftigung mit dem Thema Sterben und Tod war nicht nur informativ, sondern auch eine große persönliche Bereicherung…“
  • „…mich hat beeindruckt, wieviel Einfluss die eigenen Themen in dieser Arbeit haben. Es war eine wunderbare Erfahrungsreise für mich…“
  • „…wir haben uns bestmöglich auf die kommenden Einsätze vorbereitet und sind sehr herzlich in die Vereinsfamilie aufgenommen worden“.
  • „Ich habe mich für den Kurs entschieden, weil ich für andere Da-Sein will am Ende des Lebens. Habe gelernt, dass noch viel mehr zurückkommt als ich gebe“

Gelernt haben die Teilnehmenden in diesem Kurs tatsächlich nicht nur wie man für andere da sein kann, sondern sie haben auch etwas für sich und für ihr Leben gelernt.

Sie haben geübt, wie man in Gesprächen besser kommunizieren kann und sie haben gespürt, wie eine Gruppe tragen kann, die offen und ehrlich mit sich ist und welche wunderbaren Erfahrungen dann möglich sind.

Sie haben ihre Lebensgeschichte als eine wichtige Ressource erfahren und ihre eigenen Erfahrungen wertschätzen gelernt. Dabei ist ihnen deutlich geworden, wie individuell das Sterben ist und wie bereichernd es für uns ist, wenn wir diesen letzten Lebensabschnitt nicht verdrängen. (Birgit Deppe-Opitz)